Editorial 49
Abenteuer Bildung …
Die Zukunft unseres Bildungssystems erlebt – nicht zuletzt angeheizt durch die Pisa-Studie – eine lange nicht gekannte Medienpräsenz. Trotzdem bleibt die bildungspolitische Debatte weitgehend an überkommene Muster und an (vermeintliche) Sachzwänge gekoppelt. Statt die längerfristigen qualitativen Ziele und Zwecke von Bildung zu thematisieren, werden kurzfristige "Verwertungsfragen" in den Vordergrund gestellt.
Angesichts der grundlegenden Strukturveränderungen unserer Gesellschaft muss über die Zukunft der Bildung tiefgreifender und wohl auch zugespitzter diskutiert werden – bis hin zu der Frage, ob das vorhandene "System-Set" von Schule, Bildung und Ausbildung den zukünftigen Herausforderungen im Zeitalter des "lebenslangen Lernens" überhaupt noch entspricht.
Wie müsste "politische Bildung" vor dem Hintergrund der sich vollziehenden gesellschaftlichen Änderungen neu definiert werden? Gibt es gesellschaftspolitische und empirisch "anschlussfähige" Visionen einer Bildung der Zukunft? Diesen und anderen Fragen stellte sich der Kongress "Abenteuer Bildung", der im November 2004 in Paderborn stattfand und von der Bundeszentrale für politische Bildung organisiert wurde.
Im Schwerpunkt dieser ZUKÜNFTE-Ausgabe, die in enger Kooperation mit der bpb entstand, werden die wichtigsten Beiträge und Ergebnisse dieser Tagung dokumentiert. Womöglich rufen die darin enthaltenen Thesen und Anregungen eine Fortsetzung der Debatte hervor – wir würden uns jedenfalls freuen, wenn auf diese Weise eine Vernetzung all derjenigen zustande kommen könnte, die sich dem "Abenteuer Bildung" stellen wollen, indem sie die brisanten Fragen ohne ideologische Scheuklappen aufgreifen und rechtzeitig in den gesellschaftlichen Bildungsdiskurs einbringen.
Im Mittelteil dieses Hefts finden Sie wie immer die aktuellen Informationen der INITIATIVE ZUKUNFT, die übrigens einer der Mitveranstalter des Bildungskongresses in Paderborn war. Ein besonderer Hinweise gilt dem Zukunftsforum im April zur "Zukunft der Region" – ein Thema, das angesichts der fortlaufenden Globalisierung immer stärker in den Vordergrund rückt.
Das Thema "Stadtutopien und Bürgersouveränität" steht diesmal im Vordergrund der Rubrik "forum bürgergesellschaft": Wie viel bürgerschaftliche Gestaltungsspielräume bleiben uns im Spannungsfeld von akuten Modernisierungsblockaden, von um sich greifender sozialer Kälte und einer oft melancholischen Ratlosigkeit auf Seiten der beteiligten Akteure? Antworten darauf versuchen Klaus Schmals und Daniel Dahm.
Bleibt zum Schluss noch ein Hinweis auf die nächste Ausgabe der ZUKÜNFTE, die voraussichtlich im Juli erscheinen und das Thema "Bürger gestalten Zukunft" zum Schwerpunkt haben wird.
Erhard O. Müller (verantwortl. Redakteur)