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Editorial 46

Wo ist unser Geld geblieben?

Wo ist das viele Geld geblieben, das in den Nachkriegs-Jahrzehnten erarbeitet und erwirtschaftet wurde? Es ist sozusagen an der Macht: in den Händen einer Minderheit, die es sich - begünstigt durch ein bislang wenig hinterfragtes Zinssystem - "im Schweiße anderer Angesichter" (Harald Schmidt) ganz legal erworben, aber in der Regel nicht erarbeitet hat. Mit der fatalen Konsequenz, dass es jetzt an vielen Stellen fehlt - im Staat und in den Kommunen ebenso wie in den Taschen der "kleinen Leute".

Aber warum fehlt es gerade jetzt? Die Antworten, die im Schwerpunkt dieser ZUKÜNFTE-Ausgabe gegeben werden, verweisen auf einen noch immer wenig beachteten Mechanismus unseres Geldsystems: Es lässt die Zinsen (und damit verbunden auch die Schulden) exponentiell wachsen - das heißt je später, desto schneller. Welche Konsequenzen dies hat - und welche Lösungen für die daraus entstehenden Probleme zur Verfügung stehen, lesen Sie bitte auf den folgenden Seiten.

"Geld muss zirkulieren, damit die Wirtschaft rund läuft" - so sagen ja auch die Freunde des Zinssystems. Wie es aber zum Zirkulieren gebracht werden kann, d.h. welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, damit es nicht statt dessen gehortet und zum Spekulieren missbraucht wird, darauf bleibt die Mehrheit unserer Ökonomen bis heute eine Antwort schuldig.

Die Idee einer "komplementären Währung", die das Ziel eines funktionierenden Geldumlaufs mit dem Ziel einer Stärkung des regionalen Zusammenhalts verbindet, ist deshalb mehr als nur einer von vielen Reformvorschlägen, wie sie uns zur Zeit aufgenötigt werden. Sie könnte sich als das notwendige Pendant der Globalisierung auf der regionalen Ebene erweisen: als eine Realisierung des "lokalen Handelns" im Rahmen des "globalen Denkens".

Die vorliegende Ausgabe der ZUKÜNFTE erscheint ein weiteres Mal in enger Zusammenarbeit mit der INITIATIVE ZUKUNFT, die vor einem halben Jahr ins Leben gerufen wurde, um der Diskussion um Zukunftsvisionen eine neue, umsetzungsorientierte Plattform zu geben. Mehr zu dieser Initiative - und zu den in ihrem Rahmen geplanten "Zukunftsforen" - entnehmen Sie bitte dem Inlet im Mittelteil dieses Hefts.

In der Rubrik "forum bürgergesellschaft" geht es diesmal um die Erweiterung der Partizipationsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger im Nachhaltigkeitsdialog. Welche Möglichkeiten - oder gar neuen Chancen - es im Zeitalter der klammen Haushalte und der penetranten Fixierung auf Wirtschaftswachstum noch geben könnte, hängt nicht zuletzt von einem "Kulturwandel" in der Umweltbewegung ab: Was das ist, lesen Sie bitte ab Seite 33.

Auf seine ganz eigene Weise ist auch das Projekt ZUKÜNFTE auf "bürgerschaftliches Engagement" angewiesen. Nunmehr sind drei Ausgaben wieder in eigener Regie entstanden - und die Reaktionen der Leserinnen und Leser bestätigen diese Entscheidung. Gleichwohl bleibt noch Vieles zu tun, um die Weiterexistenz der ZUKÜNFTE auf sichere Füße zu stellen. Falls Sie dazu beitragen möchten, ZUKÜNFTE zu verbreiten oder in Ihrem Bekanntenkreis weiter zu empfehlen, sind wir für jede Initiative dankbar. Ersatzweise werden natürlich auch Geldspenden gern entgegen genommen (siehe nebenstehende Konto-Nummer).

Die nächste Ausgabe der ZUKÜNFTE wird im Ende Juni erscheinen und aller Voraussicht nach das Thema "Arbeit und Tätigkeit" zum Schwerpunkt haben. Wir freuen uns über Ihre Beiträge und wünschen Ihnen ein paar besinnliche Ostertage...

Erhard O. Müller (verantwortl. Redakteur)