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Editorial 52

Neues Denken?

Zwischen unserer rationalen Erkenntnis und unserem Handeln liegt – das wissen alle, die sich etwas eingehender mit Zukunftsgestaltung befassen – eine schier unüberwindbar erscheinende Kluft. Woran liegt das? Das im Oktober 2005 erschienene und mittlerweile von weit über 100 Persönlichkeiten unterzeichnete "Potsdamer Manifest" versucht eine Antwort auf diese Frage zu geben.

Mit seinem Vorschlag eines neuen, "organismischen“ Denkansatzes hat das Manifest eine – eigentlich längst fällige – Debatte über unser gegenwärtiges Verständnis von Wissenschaft, Kreativität und gesellschaftlicher Innovation in Gang gebracht. Die Fragestellungen, die in dieser Debatte im Vordergrund stehen, sind keineswegs neu:

  • Reicht unser seit der Aufklärung vorherrschendes kognitives Denken zur Erklärung unserer Wirklichkeit und zur Entwicklung zukunftsfähiger Handlungsoptionen aus? Welche Rolle spielen Intuition, Spiritualität und "Rückbindung an das Ganze“ (religio) im Rahmen eines "neuen Denkens"?
  • Legen die Einsichten der Quantenphysik eine neue Weltdeutung nahe, die grundsätzlich über das materialistisch-mechanistische Bild einer "objektivierbaren Realität" hinausgeht – oder führt das Potsdamer Manifest zu einer verhängnisvollen "Biologisierung des Sozialen", wie ihm von einigen seiner Gegner unterstellt wird?
  • Welche kreativen Möglichkeitsspielräume folgen aus den neuen Orientierungen des Denkens, wie sie das "Potsdamer Manifest" vorschlägt? Mit anderen Worten: Wie kommen wir von der bloßen Erkenntnis der Welt zum instrumentellen Handeln für eine zukunftsfähige Welt?
  • Last not least: Wir können wir diesen neuen Denkansatz auf den Weg bringen? Wie kann ein gedeihlicher Resonanzboden für das "neue Denken" in Wissenschaft, Politik, Kultur und Wirtschaft entstehen?

Nicht zuletzt geht es dabei immer wieder um die Fragestellung, ob – und wenn ja, in welcher Weise – eine metaphysische Dimension ("software") unsere real wahrnehmbare Welt ("hardware") mit bestimmt – und welche Schlussfolgerungen daraus gegebenenfalls für eine zukunftsgestaltende Strategie zu ziehen sind. Mehr dazu ab Seite 4.

"Sinneswandel" ist ein noch junges Projekt im Rahmen eines Netzwerkes, das in den letzten Monaten auf Schloss Sonnenstein bei Dresden Gestalt angenommen hat – und dem die Vernetzung der vielen großen und kleinen Projekte für ein neues, unvoreingenommenes Herangehen an unsere Wahrnehmung und unser Handeln am Herzen liegt. Im Inlet dieser ZUKÜNFTE-Ausgabe finden Sie weitere Informationen…

In der kommenden Ausgabe der ZUKÜNFTE wird das Thema "Bürgerschaftliche Verantwortung für das Gemeinwesen" im Vordergrund stehen. In diesem Zusammenhang noch ein Hinweis für all jene, die sich schon heute für einen "guten Zweck" engagieren möchten: Gleich neben diesem Editorial können Sie eine Kontonummer entdecken, über die Sie zum Erhalt dieser Zeitschrift beitragen können...

Erhard O. Müller (verantwortl. Redakteur)