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Vorsätzlich fahrlässig - die Zukunftsplanung der Lobbyisten

von Philipp Sonntag

Ein Terroranschlag Anfang 2016 in Istanbul traf einige Deutsche. Für diese und ihre Familien und Freunde war es ein harter Einschnitt in die eigene Zukunft. Trauer ist die natütliche Reaktion. Für eine Reihe von Ministern jedoch war es tagelang eine Ablenkung von deren eigentlichen Aufgaben. Die mangelhaften Pflichterfüllungen und erkennbaren Versäumnisse der Minister bewirken nämlich laufend jährlich in Gegenwart und Zukunft eine enorme Zahl von vermeidbaren Toten und unnötig Leidenden. Da geht es real um weit mehr als bei den üblichen, mediengerecht gewalttätigen Terroranschlägen. Allein schon der starke "Terror der Lobby" könnte weitaus besser abgewehrt werden als bisher, was bei www.lobbycontrol.de gut erkennbar ist. Mit "scheinbar fahrlässig" kann der Lobbyist nämlich eine Menge vorsätzliche Aktionen verschleiern.

Ein Beispiel: Die enorme Erhöhung der Beiträge für die Krankenkassen 2016 geht einher mit Misachtung bei den Grundbedürfnissen wie Zuschuss zu Brille oder Zahnarztkosten. All dies geschieht, während die per Lobby "etablierten" Bereiche von Krankenhäusern sowie Pharma- und Geräteindustrie ihre Umsätze gigantisch ausweiten. Es geschieht, während sie zugleich eine Transparenz per "elektronische Gesundheitskarte" verhindern. Es geschieht vorsätzlich: Zum ersten Mal könnten mit Auswertung der Karte Diagnosen und Therapien systematisch in Beziehung gesetzt, könnten Verschwendung und Ärztepfusch weit öfter als bisher nachgewiesen werden. Eben deshalb wird die Einführung der Karte, deren Entwicklung bereits mehr als eine Milliarde Euro gekostet hat, per Lobby sabotiert, verwässert und verzögert.

Die Lobby will nämlich weiterhin die gezielt fahrlässig schleierhaften Zustände beibehalten. Sonst könnte plötzlich objektiv erforscht und womöglich nachgewiesen werden, wie bestimmte "Chemos" bei Krebs nur unnütze Quälerei sind, wie viele Untersuchungen an teuren Apparaten "damit wir ganz sicher gehen" einen nachweisbar geringen Wert haben, während der gleiche Geldbetrag (wie für eine einzige solche Untersuchung) z. B. für ein halbes Jahr KIESER Körper-Training genügt hätte, mit dort bereits nachgewiesen hohem Gesundheitswert. Also: Nicht der "gläserne Patient" wäre ein Problem, denn ihm würde geholfen (die Forderung der Karte durch eine Firma bei einer Job-Bewerbung müsste allerdings vorher noch als Straftatbestand geregelt werden). Nein, Probleme würden gelöst durch die Einführung von gläserner Verwaltung und Industrie. Damit würde möglich, die tatsächliche Effektivität von Medikamenten und Maßnahmen systematisch zu erfassen - bereits die nahe Zukunft brächte eine enorme Kostensenkung, bessere Gesundheit und mit "zur Nebenwirkung fragen sie mal den Patienten": weitaus weniger Quälerei.

Zur Unverfrorenheit siehe Beispiele in "LobbyPlanet - der Reiseführer durch den Lobbydschungel" (LobbyControl, 2015), z. B. dort Seite 93 das Angebot eines "Beraters" die Anliegen seiner Mandanten "in laufende Gesetzgebungsvorhaben einzubringen". Ein Meister von "vorsätzlich fahrlässig" ist seit Jahrzehnten Matthias Wissmann, der "zukunftsgerecht" betrachtet nette technische Verfeinerungen bei Autos begeistert anpreist. Eine "eigentliche" Frage für die Zukunft wäre aber, durch welche Umstrukturierungen möglichst selten der Mensch sich überhaupt von Ort A nach Ort B mitsamt eigenem Körper plus einer Tonne Metall bewegen sollte und wieweit die ökologischen Kosten von Material-Transport (ähnlich wie es bei Kosten des Atommülls hätte sein sollen) zukunftskonform sofort (!) in die Kalküls einbezogen werden können. Noch krasser: Ein Soldat "soll" von A nach B und ein teurer Panzer schützt ihn dabei. Für die Zukunft: Ist der Panzer teurer als das, was er erobern oder verteidigen oder im Einsatz - egal wo - gar zerstören könnte? Was für ein Minimum an "Weltpolizei" braucht der Mensch gegen die paar Lobbyisten und sonstigen wahn-sinnlichen Egomanen? Diese "vorsätzlich Fahrlässigen" wären in einer befriedeten Welt selbst alsbald friedlich und kooperativ - schon als Kinder.

Es gibt, noch gelinde ausgedrückt, schlechte Gewohnheiten in jeder Gesellschaft. Solange sich zu wenig politische Verantwortung dagegen stellt, bildet sich jeweils alsbald ein Gewohnheitsrecht heraus, welches jedes(!) andere Recht bricht. Zu Prinzip und Beispielen dieser "chronischen Linderung von Symptomen" siehe unter anderem www.soziologie-mit-kafka.de

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