Mitglied im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement

Logo BBE - Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement

Menschen, perfekt für Paradies und Hölle

www.philipp-sonntag.de

In der Evolution sind brillante Leistungen und – tragisches bis fahrlässiges – Chaos nahe beieinander. Bewundernswert ist zum Beispiel der Eisfuchs in der nördlichen Polarregion, der mit Jagd-Abenteuern bei minus 80 Grad Celsius überlebt. Phantastisch ist die Konstruktion eines Hornissennestes mit idealer Raumkultur. Dennoch sind 99 Prozent der Tier-Arten ausgestorben, oft wegen Veränderung des Klimas.

Für uns Menschen gibt es im Miteinander Optionen und im Gegeneinander Risiken. Die Herausforderung ist: Unsere Gesellschaften verändern sich zich-tausendfach schneller als unsere Gene. Schier unglaubliches können Menschen leisten, sobald ein Konzept für ein gutes Ziel klar ist und fest vereinbart. Im Orchester von Barenboim spielten Israelis und Palästinenser paradiesisch zusammen. Doch nach Ärger im Gaza-Streifen gab es unter Mitgliedern des Orchesters den üblichen Streit. Es ist ein Skandal, wenn der Mensch seine Fähigkeiten auf das einander Trennende verschwendet. Was bei der Hölle im Gaza-Streifen fehlt, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Israelis und Palästinenser miteinander eine seelische und praktische Oase schaffen könnten. In der Moderne gibt es nämlich keinen „Lebensraum“, den man im Sinne des Nullsummenspiels einander wegnehmen kann. Selbst Tiere vermeiden Kosten und Risiken unnötiger Kämpfe.

Als Mensch kann man gemeinsam Zukünfte hoch-effektiv nach Wunsch gestalten. Dabei sind Paradies und Hölle oft eng beisammen. Zielführende Absicht muss erarbeitet werden. Die Zukunftswerkstätten sind das von Robert Jungk bereitgestellte Werkzeug zum Ausgleich von Interessen und zum Finden von innovativen Lösungen. Gesine Schwan hat ähnlich betont, dass Flüchtlinge in einem Ort besser willkommen und gefördert werden, nachdem dort vorab die Interessen ruhig und sachlich besprochen wurden und faire Kompromisse gefunden wurden. So kann, und zwar wie sie betont durch gezielte Bemühungen der Betroffenen, aus einer Flüchtlingskrise eine Wachstumsinitiative für Staaten werden. Der Stadtplaner Martin Aarts hat Rotterdam vermittelt und modernisiert und will in Berlin die Betroffenen zum Gespräch bringen, sein Fazit: „Die Psychologie ist überall gleich. Die Menschen sind nicht gegen Veränderung. Aber sie wollen sie selbst gestalten“ (Tagesspiegel 25. 8. 2018, Seiten MB2 und MB3, Interview durch Christian Hönicke).

Bei den beiden stärksten Gefahren ist das aktuelle Verhalten der Menschen existenziell mörderisch: Klimawandel und Atomkrieg können ausufern und den Planet unbewohnbar machen. Es gibt eine jährlich mit etwa tausend Milliarden Euro finanzierte Waffentechnik mit enormer Perfektion. Da sollte die Steuerung und Beherrschung der Eskalation, der Schadensvermeidung mindestens ebenso perfekt sein. Weit gefehlt! Historisch neigten Militärs dazu, einen Präventivschlag zu beginnen – dies wird jedoch zunehmend unkalkulierbar, und bei Atomwaffen rasch existenziell bedrohlich.

Es gibt zwar finanziell ausufernd versorgte Geheimdienste – aber der beste Geheimdienstler kann nicht herausbringen, was der gegnerische Ingenieur selbst nicht weiß: So weiß niemand (außer in der Werbung der Rüstungsindustrie), wie „perfekt“, mit welcher Trefferwahrscheinlichkeit Abwehrraketen die Angriffsraketen abfangen können. Sowieso ist die Verlässlichkeit jeglicher Steuerung nach einem Kriegsbeginn technisch unsicher, und damit unweigerlich militärisch und politisch kaum kontrollierbar. Somit wurde eine unsichere Zukunft „perfekt“ vorbereitet.

Was Hoffnung gibt: Rüstungsexperten aus USA und Russland hatten, vor allem bei Pugwash Konferenzen, als ihr gemeinsames Interesse betont, den gefürchteten Atomkrieg zu vermeiden und sie hatten dafür gezielte Aufrüstung (Polaris-U-Boote, als Garanten der Abschreckung) und Rüstungsbegrenzung (ABM Verträge) entworfen. Das bewirkte starke, gezielte Eingriffe in die Entwicklung der Rüstungstechnik.

Und im zivilen Bereich, was tun, wenn wichtige, mächtige Personen nicht mitmachen? Für Demokraten gilt: Protestieren! Saul Alinsky gibt eine Fülle von Anregungen, wie man Demonstrationen wirkungsvoll gestalten kann, so in seinem Buch:
„Anleitung zum Mächtigsein. Ausgewählte Schriften. (Deutsche Übersetzung von Reveille for Radicals). 2. Auflage. Lamuv Verlag, Göttingen 1999, ISBN 3-88977-559-4 (Lamuv-Taschenbuch 268).); siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Saul_Alinsky

Es ist harte Arbeit, Absichten zu bündeln – wo dies gelingt, kann Zukunft gut – manchmal sogar perfekt – angesteuert werden.

Zurück