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Ein Ort der Partizipation

Reinhold Leinfelder erläutert das Konzept des künftigen „Hauses der Zukunft“ in Berlin

Das Haus der Zukunft, das von der Bundesregierung und den deutschen
Wissenschaftsorganisationen in Berlin errichtet wird, nimmt nach langem
Vorlauf jetzt an Fahrt auf. Am 1. September 2014 trat der Geowissenschaftler
Reinhold Leinfelder von der FU Berlin sein Amt als Gründungsdirektor des
HdZ an (1). Seitdem wird am Aufbau des Zukunfts-Teams gearbeitet – im
Vollbetrieb ab 2017 soll das HdZ rund 30 Beschäftigte haben – und am
inhaltlichen Konzept gefeilt. Parallel dazu wird mit dem Bau begonnen,
für den 46 Mio Euro vorgesehen sind.
In einem ersten umfangreicheren inhaltlichen Papier (2) umreißt Leinfelder
das HdZ als einen Ort, der die Offenheit der Zukunft für unterschiedliche
Entwicklungsoptionen („Zukünfte“) und ihre Gestaltbarkeit begreifbar
machen will. Zugleich sollen diese Möglichkeiten den Besuchern in aktiver,
partizipativer Weise nahe gebracht werden. Das HdZ ist für Leinfelder
ausdrücklich ein „Ort der Partizipation“.

Die Möglichkeiten der Partizipation stehen am Beginn des
Grundsatzpapiers. Dazu zählen (1) Citizen Science-Projekte, (2) Co-
Optimisation, Co-Co-Design, Co-Production von Prototypen zukunftsfähiger
Entwicklungen, (3) CoCommunication, wozu unter anderem auch eine
„partizipative Zukunftszeitung“ gezählt wird, (4) Diskurs,
Themeneinbringung, Entscheidungspartizipation sowie (5) Politische
Beteiligung, Verhaltensreflexion. Letzteres will ausdrücklich auch die
Nähe zur realen Politik im Berliner Regierungsviertel nutzbar machen. In
einem Exkurs wird der „Gesellschaftsvertrag“ erwähnt, den der WBGU in
seinen Empfehlungen zur „Großen Transformation“ (2011) vorgeschlagen hat.
Im weiteren wird die Partizipation innerhalb des Wissensdiskurses
erörtert, den die Wissenschaft mit der Gesellschaft führt.

Im nächsten Kapitel geht es um den „Hardware“-Aufbau des HdZ, seine drei
Etagen mit sog. „liquider“ Dauerausstellung, der Veranstaltungsebene und
den Sonderausstellungen und „Reallaboren“ im Untergeschoss. In der
Dauerausstellung werden zu  bestimmten Themen – die für den Alltag der
Besucher eine Rolle spielen (Nutzerorientierung) – Zusammenhänge und
Zukunftspfade dargestellt. Ein Beispiel ist das Thema „Gesundheit“, ein
anderes „wie wir in Zzukunft mit der Wissenschaft umgehen“. Für jedes
Thema sollen fünf unterschiedliche Zukunftspfade dargestellt werden: (1)
ein reaktiver Pfad, (2) der Suffizienzpfad, (3) der Konsistenzpfad oder
bioadaptive Pfad, (4) der High-Tech-Pfad und (5) der Business-as-usual-
Pfad, also dem Weitermachen wie bisher. Wäre das HdZ vor zehn Jahren
gegründet worden, hätten wahrscheinlich nur die Pfade 4 und 3 im
Mittelpunkt gestanden.

Das Fünfeck-Modell der fünf Zukunftspfade exemplifiziert Leinfelder am
Beispiel der Themen „Ernährung und Essen“, „Energie der Zukunft“,
„Medizin der Zukunft“ sowie „Wohnen in der Zukunft“. Abschließend wird
das Konzept der „partizipativen Reallabore“ erklärt – allem Anschein nach
eine Weiterentwicklung der Zukunftswerkstätten aus den 80er Jahren.
Direkten methodischen Bezug wird zum „Design Thinking“ des HPI genommen.
Viele der Vorstellungen, insbesondere Themenwahl und Darstellungsformate,
liegen, wie Leinfelder einräumt, „noch in der Wolke der Zukunft“. Etliche
Akteure, etwa aus der Wissenschaft, werden über einen noch zu gründenden
Programmbeirat noch hinzukommen. Der HdZ-Direktor betont aber auch: „Da
das Haus für die gesamte Bevölkerung da ist und auch die Themen die
gesamte Bevölkerung betreffen, suche ich insbesondere den Dialog gerade
auch mit der Zivilgesellschaft“. (MR)
(1) http://www.bmbf.de/press/3637.php
(2) http://www.scilogs.de/der-anthropozaeniker/haus-zukunft-berlin/

Weitere Informationen  unter: www.hausderzukunft-deutschland.de

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