Bedingungsloses Grundeinkommen für Tiere und Pflanzen
von Philipp Sonntag
Das Bibelwort "Macht euch die Erde untertan" kann nicht gelingen, indem man Pflanzen und Tiere ruiniert. Die Verhaltensforschung hat uns seit Konrad Lorenz jedes Jahrzehnt stärker veranschaulicht, dass und wie uns andere Lebewesen weit näher sind in ihrem Erleben, als früher vermutet. Es gibt klare Anhaltspunkte für die ganze Spannweite von gesundem Wohlfühlen bis hin zu krankheitsbedingtem Leiden. Im Grunde ist für unsere menschliche Zukunft am besten gesorgt, indem wir den Tieren und Pflanzen eine ähnliche Empfindsamkeit einräumen wie uns. Was brauchen Tiere und Pflanzen? Es ist vergleichbar zu dem, was uns Menschen ein Grundeinkommen gewährleistet. Das wäre nur ein erster Schritt. Erst mit effektivem "die Würde von Tier und Pflanze ist unantastbar" wird unsere menschliche Würde überhaupt mal in Zukunft möglich.
Es gibt zunehmend Forschung in einer "jungen" philosophischen Disziplin der Tierethik. Bei Suhrkamp gibt es hierzu einen von Friederike Schmitz herausgegebenen Band: "Tierethik" (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2082, (2014)). Im Buch sind Artikel mit Klartext wie von Bob Torres: "Eigentum, Gewalt und die Ursprünge der Unterdrückung". Friederike Schmitz selbst fordert, die institutionalisierte und systematische Gewalt gegen Tiere zu beenden (Tagesspiegel 27. 12. 2015, S. 5). Wir Menschen sind so eine Art Raubtiere mit unfairen Waffen und Methoden, daher sollten wir uns für die gemeinsame Zukunft ernsthaft fragen: inwieweit kann es überhaupt legitim sein, Tiere für unsere Zwecke gefangen zu halten, zu töten oder Experimente mit ihnen anzustellen? Manager orientieren sich im Wettbewerb an kostensparender Effizienz, dies kann nur der Staat verändern. Soweit sich unsere Regierung u/o die EU zu Verhandlungen mit der Lobby der Agrarindustrie herablässt (anstatt einfach ethische Grundsätze ex cathedra einzuführen), wäre das Konzept des Grundeinkommens für Tiere die unverzichtbare Gesprächsgrundlage - und das kann vom Tier aus gesehen nicht anders als wirtschaftlich bedingungslos (wirklich rücksichtsvoll) sein; allein schon artgerecht würde freie Wildbahn bedeuten.
Ähnlich befasst sich die Pflanzenethik mit dem verantwortbaren menschlichen Umgang mit Pflanzen und deren Nutzung für menschliche Interessen. Hierzu gibt es ein Buch von Angela Kallhoff: "Prinzipien der Pflanzenethik: Die Bewertung pflanzlichen Lebens in Biologie und Philosophie", Campus Forschung, Taschenbuch (2002). So muss der Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen moralisch und sicherheitstechnisch grundlegend erforscht und entschieden werden. Im Buch wird z.B. untersucht, wie ein moralischer Status der Pflanze begründet werden kann.