60 Jahre Russel-Einstein Manifest - update zu subjektiven Sicherheitsproblemen
.... Immer noch 16.000 Atomwaffen weltweit, davon 2.000 "sofort" einsatzbereit! ...
von Philipp Sonntag
Uns Menschen bedrückt bis erschlägt die Verantwortung, wie wir mit den enormen Risiken und Chancen der Zukunft umgehen sollen. Das hat zu tatkräftigen und wirkungsvollen Eingriffen in die Menschheits-Geschichte geführt. Ein Beispiel bezüglich Atomwaffen ist das Russell-Einstein Manifest vom 9. Juli 1955. Deshalb wurde am 9. Juli 2015 ein Jubiläum in Räumen der VDW (Vereinigung Deutscher Wissenschaftler) gefeiert. Die VDW war 1959 gegründet worden, aus der Gruppe der "Göttinger 18 Atomphysiker", welche Adenauer eine "deutsche Atombombe" verweigert hatten. Auf der Einladung zum 9. Juli stand ein zentrales Motto des Manifestes: "Besinne dich auf deine Menschlichkeit und vergiss den Rest! Was sind die Herausforderungen für die nukleare Abrüstung?"
Wie konnte so ein Ereignis bei den Medien fast unbemerkt bleiben? Ich versuche meine Reaktion mit einer Art Gleichnis emotional zu veranschaulichen: Für mich völlig überraschend war meine Teilnahme akzeptiert worden. Ich hatte wenigstens 40 Millionen ehrfürchtige Teilnehmer am Fest erwartet, aber ein kleiner Raum für 40 Personen genügte. Dabei hatte das Manifest die Rüstungsbegrenzung der Atomwaffen seit 1955 wesentlich mit veranlasst. Die Eskalationsgefahr wurde etwas verringert und seitdem wurde bis heute jeglicher Atomkrieg vermieden. Ich erwartete zumindest aus Pietät sowohl Millionen Bürger, weil sie nicht Opfer wurden, als auch Millionen Nachkommen, die nach einem Atomkrieg nie oder mit schweren Schädigungen geboren worden wären. Überdies wäre für jeden existenziell wichtig, wie wir mit den jetzt akuten Gefahren umgehen sollten.
Bei der Feier fielen mir einige wahre Experten der Kriegsvermeidung auf, sie wiesen auf die akuten Gefahren hin. Egon Bahr betonte die Gefahren der Kombination von Cyber-War mit Atomwaffen. Götz Neuneck, der Pugwash Beauftragte seit 2009, leitete die heiße Diskussion über immer noch 16.000 Atomwaffen weltweit, davon 2.000 "sofort" einsatzbereit. Eine Prognose, ob und wenn ja wann es zu einer ausufernden Eskalation kommen wird, ist nicht möglich. Ohne Prognose ist jedoch deutlich, dass wir als Menschheit mit der Gefahr extrem leichtsinnig umgehen.